
Das heutige Thema kennen wir, wie so häufig nicht nur aus dem Zusammenleben mit Hunden sondern es begegnet uns in allen möglichen Situationen. Vielleicht sage ich zu meinem Hund, dass er bitte ruhig auf seinem Platz bleiben soll, während ich gucken gehe, wer geklingelt hat oder ich möchte mir in einer Gruppe Gehör verschaffen, weil ich vielleicht eine gute Idee einbringen möchte.
Wenn es in solchen und ähnlichen Situationen immer mal wieder vorkommt, dass ich nicht „gehört“ werde oder ich mir vorkomme, als spräche ich sprichwörtlich gegen eine Wand, dann könnte es daran liegen, dass ich unklare Signale aussende und daher bereits von meiner Seite aus Störungen in der Kommunikation auftreten. Es gibt viele Möglichkeiten, die dazu führen können.
Mein heutiger Eintrag beschäftigt sich mit der Frage: Spreche ich verbal und nonverbal die gleichen Dinge? Obwohl wir Menschen unsere verbale Sprache so ausgebaut und verfeinert haben, kommunizieren wir nur zu 7% über den Inhalt unserer Worte. 38% werden durch unsere Stimme und den Tonfall der gesprochenen Worte vermittelt, die restlichen 55% und somit mehr als die Hälfte unserer Kommunikation läuft auf der nonverbalen Ebene ab. [Vgl. Mehrabian, 1967, The Journal of Counselling Psychology 31]
Die nonverbalen Teile der Kommunikation, die auch unsere Hunde wahrnehmen können, sind beispielsweise: körperliche/muskuläre Anspannung und Entspannung, die Körperhaltung und -bewegung, Bewegungsmuster, Nähe, Distanz, Blickkontakt, Atmung, Herzschlag, Blinzeln, Kratzen, Mimik, Gestik, Erröten, Schwitzen… Da gibt es sicher noch einige Teile mehr, die uns für Hunde lesbar machen. Denn die Kommunikation der Hunde besteht zum Hauptteil aus dem Beobachten des Körpers. So lernt der Hund im täglichen Zusammensein, was die verschiedenen Ausdrücke unseres Körpers bedeuten. Er erkennt, wann wir gestresst sind und was sich verändert, wenn wir uns wieder entspannen, wann wir uns freuen oder uns ärgern und so weiter. All das liest er, wie wir Menschen auch aus unserem Gesamtbild. Ebenso bringen wir ihm verbale Worte bei, die er dann oft mit nonverbalen Eindrücken koppelt und abspeichert. In der Hundeszene nennt man das dann „Signalüberschattung“. Der Hund kann also das rein verbal gesprochene Signal nicht oder nur sehr schwer umsetzen, weil ihm weitere Informationen fehlen, mit denen er es sonst zusammen hört. Wenn wir bei dem Beispiel der menschlichen Kommunikation bleiben und das mal auf die Hund-Mensch-Kommunikation übertragen, hat der Hund die 7% Inhalt und 38% Stimme und Tonfall zur Verfügung (wenn denn Stimme und Tonfall auch genauso gesprochen werden, wie sonst immer im Gesamtbild). Die anderen 55% fehlen ihm also und er muss sich diese selbst erschließen.
Was passiert aber, wenn verbal und nonverbal nun nicht nur getrennt voneinander gezeigt werden, sondern gänzlich gegensätzlich erscheinen?
Hierzu mal ein kleiner Auszug aus Wikipedia: „Da die nonverbalen Anteile der Kommunikation zum überwiegenden Teil durch die Emotionen und Motivationen der Beteiligten gesteuert werden, ist deren bewusste Kontrolle kaum möglich. So überzeugen Charakterdarsteller in erster Linie nicht, weil sie sich gut verstellen können, sondern weil sie sich mit ihrer Rolle identifizieren, sich in die Rolle hineinversetzen, die Rolle übernehmen können.“
Hier stellt sich eine weitere Frage: Sage und tue ich wirklich das was ich möchte? Oder bin ich unsicher (psychisch sowie physisch) indem was ich möchte? Oder bin ich eventuell in meinen anerzogenen Verhaltensweisen gefangen und bin höflich, nett, respektvoll, zurückhaltend…obwohl ich an sich viel lieber meine Grenzen abstecken würde…? Da diese Vorgänge selten bewusst ablaufen und es alleine schwer ist, die eigenen Unstimmigkeiten zu erkennen, können unsere Hunde uns hierbei behilflich sein und die Frage gut beantworten - denn sie zeigen genau, ob wir uns kongruent zu dem verhalten was wir gerade wirklich fühlen… Zumindest dann, wenn wir es ihnen nicht abtrainieren und nur Monologe mit ihnen führen.
In uns allen schlummern Urinstinkte und Urängste, die uns das Überleben sichern. Im Laufe der Zeit lernen wir einige von Ihnen zu reduzieren, weil diese Urgefahren so (meistens) nicht mehr da sind. Wir gehen durch dunkle Straßen, klettern mit Spaß auf/über felsige Berge und machen auch sonst Dinge, die uns das Adrenalin in die Adern treiben, weil ernste, das Leben bedrohende Gefahren selten geworden sind und wir es uns erlauben können waghalsig zu sein. Wir tun das aber als normal und wenig spektakulär ab, obwohl in unserem Körper dabei viiiel los ist.
Das obenstehende Beispiel mit dem Klingeln und anschließendem Tür öffnen, kann das auch ein wenig verdeutlichen. Es klingelt und wir wissen oftmals wer das ist und gehen also unbeschwert zur Tür. Doch sind wir wirklich unbeschwert oder steigt da doch der Puls ein wenig an, ziehen sich Muskeln zusammen und atmen wir etwas anders? Vielleicht freuen wir uns auch über Besuch und unser Körper reagiert darauf? Ganz kalt lässt uns das Klingeln dann ja doch nicht? Erst recht, wenn wir wissen es ist der Postbote/in und wir wollen ihn oder sie nicht so lange warten lassen… Und was passiert in euch, wenn ihr nicht wisst, wer geklingelt hat? Oder ihr wisst es und mögt diese Person gerade gar nicht rein lassen? Handelt ihr dann so wie ihr euch fühlt und nach dem was euer Körper euch und auch anderen, vor allem euren Hunden mitteilt oder setzt ihr euch eine Maske auf und macht das „was die Gepflogenheiten fordern“? Wer jetzt ehrlich zu sich selbst ist, wird sicherlich feststellen, dass man nur selten wirklich aus sich selbst heraus agiert sondern eher auf die Gegebenheiten reagiert. Dann passt das was wir uns auferlegen zu tun, selten mit dem überein was unser Körper tut und genau da sind wir wieder bei den Hunden, die uns genau das aufzeigen. Wieso sollte der Hund ruhig auf seinen Platz gehen, wenn wir ihm doch im Gegenzug mitteilen, dass wir der Situation nicht gewachsen sind? Wir können ihm eben schlecht erklären, dass wir jetzt nett sind, weil sich das so gehört. Er hat ja schließlich viel Zeit damit verbracht uns zu verstehen zu lernen und befindet sich dann im Zwiespalt zwischen der verbalen und der nonverbalen Kommunikation.
Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die Reaktion auf Begegnungen beim Spazierengehen. Menschen, die womöglich auch mit Hunden unterwegs sind oder vielleicht eine Wildsichtung, jedenfalls etwas worauf der Hund reagieren könnte und somit auch unser Körper sofort reagiert. Sei es um die Leine fester zu umgreifen, sich auf den Zug an der Leine vorzubereiten oder einfach weil jetzt entschieden werden muss, was zu tun ist. Das alles ist völlig normal und wird von unserem Nervensystem gesteuert. Wichtig ist nur, dass wir es uns bewusst machen, dass das passiert.
Mein Tipp für dich: vergib dir selbst deine Stolperstellen und fülle diese bis oben hin mit Liebe. Wenn du etwas verändern möchtest, dann ist der erste Schritt es anzunehmen und dich so sein zu lassen, wie du bist. Es hilft nicht dir zu wünschen anders reagieren zu können, aber es hilft dich selbst kennenzulernen und die eigenen Begrenzungen zu erkennen, danach zu handeln und so authentisch zu sein. Im Innen wie im Außen. Daraus entsteht eine Energie mit der du dich Schritt für Schritt weiter bewegst, hin zu deinem Ziel.
Wenn dein Hund nun also „nicht hört“, dann frag dich zuerst, ob er gerade überhaupt in der Lage ist deinem Wunsch nachzukommen oder vielleicht in einer Konfliktsituation steckt (hierzu gerne mehr in einem weiteren Blog-Eintrag) und dann schau auf dich. Was tust du, was macht dein Körper, stimmt das was du deinem Hund sagst mit deinem inneren Bedürfnis überein und kann es somit auch im Außen wirken? Denk immer daran, dein Hund beantwortet dir diese Frage gerne. Hör ihm zu, dann zeigt er dir wer du bist.
Nun wünsche ich euch viel Spaß und Freude an der Verfeinerung eurer Kommunikation.
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Anna Meißner (Freitag, 19 Januar 2018 13:25)
Liebe Franziska
Ein ganz toller Blogpost. Mir gefällt, wie du Theorie und Praxis ganz leicht miteinander verknüpfst und dann am Ende auch den Druck wieder rausnimmst. Wir Menschen sind nicht perfekt und die Körpersprache ein oft unbewusstes Feld. Im Erkennen liegt ein Schlüssel und in der liebevollen Umgang mit uns und unserem Hund. Danke dir für den schönen Text!
Herzlichst Anna
Franziska Lange (Freitag, 19 Januar 2018 18:03)
Danke für dein ausführliches Feedback, Anna! Ich freue mich. Das Unbewusste mal ins Licht zu rücken und damit zu erkennen was ist, bringt einen doch öfter zum Staunen. �