
Heute möchte ich einen kleinen Rückblick wagen, denn Anna Meißner von „Der Hund als Berufung“ hat zu einer Blogparade mit der Frage „Was bedeutet der Hund als Berufung für mich?“ geladen, worauf ich gerne mit Auszügen aus meinem Lebensweg antworten möchte.
Starten möchte ich mit dem sehr passenden Spruch: „Es ruckelt immer ein wenig, wenn das Leben in den nächsten Gang schaltet.“
Die erste Hälfte meines Weges war geprägt dadurch, Energien von anderen wahrzunehmen und diese auszugleichen. Darin bin ich wirklich gut. Allerdings hat mich das unglaublich angestrengt und immer wieder frustriert, denn (wie ich ja mittlerweile gelernt habe) man kann andere Menschen nicht ändern, wenn sie selbst nicht dazu bereit sind und es ist auch gar nicht meine Aufgabe. Meine Meinung wurde zu dieser Zeit selten wertgeschätzt und irgendwann fühlte ich mich nur noch falsch. Das Streben danach ok zu sein und nach Zugehörigkeit zehrte an meinen Kräften und schließlich an meiner Lebensenergie. Meine Berufswahl war keine wirkliche Wahl, nach 3 Jahren Industriekauffrau-Ausbildung zeigten sich die Ausmaße einer Depression und die erste Therapiestunde ließ mich verstehen weshalb mir das Leben so unglaublich anstrengend und belastend erschien.
Der Wendepunkt: eine Prise Selbstliebe
Nach weiteren 3 Jahren kam ich zu der systemischen Familienberatung und ab da an war alles so klar, es fühlte sich so richtig und zum ersten Mal gut an. Ich war gut. So wie ich bin. Punkt. Mit allem was dazu gehört. Unglaublich und doch so schön. Als ich mir endlich erlaubte, ich zu sein, auch wenn das hieß andere zurückzulassen, begann MEIN Leben. Und damit fand meine erste, eigene Hündin zu mir. Jeder um mich herum hielt oder hält mich noch immer für verrückt, weil ich die ja so gut bezahlte Stelle in einem großen Industrieunternehmen auf eine ¾ Stelle reduziert habe, um mein Leben mit Dingen zu füllen, die mich wahrhaftig interessieren. Jeder der eine ¾ Stelle und einen Hund hat, weiß wie viel Platz da für andere Dinge bleibt…wenig. Als ich daraufhin feststellte, dass ich mein Talent nun endlich anwenden kann, in dem ich meinen Hund verstehe und sie mich und wir dadurch ein Team wurden, dass mit Spaß und Freude durch den Alltag geht, auch wenn da mal Steine liegen, rückte immer mehr der Fokus auf die Liebe zu den Dingen, die ich gerne tue und gut kann.
Mit meinem Hund kann ich endlich meine Talente anwenden
Gleichzeitig habe ich gesehen, wie an vielen Orten noch mit diesen sensiblen Tieren umgegangen wird und in mir ist der Wunsch nach einem Job mit Hund gereift, in dem ich genau dort ansetzen kann. Ich habe schließlich eine Hundetrainerausbildung gemacht und endlich musste ich mich nicht mehr anstrengen, das Kämpfen konnte ich mir sparen, denn das was mich ausmacht wurde dort benötigt und sogar noch ausgebaut. Das Wissen über Tiere, welche mich mein Leben lang begleitet haben, meine Empathie, die Intuition und die Instinkte – all das hat einen Wert. Niemand der es lächerlich findet, dass ich mir Gedanken über die Gefühlswelt der Vierbeiner mache, ganz im Gegenteil. Ich werde oft um Rat gefragt und das Zusammenspiel von systemischer Beratung und Hundetraining bringt Licht an dunkle Stellen, die sich so bisher gut versteckt haben und für Bauchschmerzen gesorgt haben.
Die Selbstliebe führte mich zum Selbstvertrauen.
Ich habe also gelernt für mich einzustehen, meine Talente zu fördern und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das war und ist nicht immer leicht, doch das ist wohl bei uns allen so und jeder Tag bringt neue Erfahrungen mit sich, auch jene, die die alten, gut einstudierten Muster ansprechen und die mich gerne mal einige Schritte zurückwerfen. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass ich mir diese Zeit lassen darf und dass ich dadurch nichts von meinem Wert verliere und das möchte ich auch in die Welt tragen. Jede/r hat sein eigenes Tempo, eigene Dinge, die antreiben oder blockieren und doch gibt es da noch immer diese wertenden Schablonen, an denen jede/r von uns gemessen wird. Genau so ist es mit unseren Hunden: Bellen, Anspringen, aggressives Verhalten…was haben Sie denn da für einen Hund? Haben Sie den etwa nicht im Griff? Dem müssen Sie aber mal zeigen, wer das Sagen hat…. Nö! Ich muss gar nichts, außer das was für mich und für meinen Hund stimmig ist!
Ich darf mich trauen, meine Leidenschaft zu leben
Mit dem Erkennen meines eigenen Wertes, konnte ich den inneren Ruf nicht länger ignorieren oder kleinhalten. Ich darf mich trauen meine Leidenschaft zu leben, auch wenn es ab und an ruckelt und hakt. Und so ist aus dieser Leidenschaft heraus mein der Hund als Berufung‘s Projekt „Vias ad Canem – Für einen gemeinsamen Weg von Mensch und Hund“ entstanden. Es ist der erste Schritt mit dem ich mich mit Menschen verbinden möchte, die sich gerne ausführlich Gedanken machen und sich in der „der Hund muss funktionieren-Welt“ nicht wohlfühlen, weil sie mit genau diesen Gedanken dort nicht ernst genommen werden. Bei Vias ad Canem ist Platz für Bedenken und Ängste, für Freude und Leichtigkeit – jeder Gedanke ist wertvoll und willkommen.
Ich bin gespannt, wohin mein Weg mich führen und was noch folgen wird. Fest steht, dass ich durch meinen Hund zu meiner Berufung gefunden habe und mich nicht mehr verstecken muss. Dafür bin ich ihr auf ewig dankbar.
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Anna Meißner (Montag, 05 Februar 2018 14:11)
Liebe Franziska
WOW! Von den Fehlergefühlen über die Selbstliebe und das Selbstvertrauen zu deiner Berufung Hund - Da hast du in den letzten Jahren wirklich viel gemeistert. Wie schön, dass du deine Talente einsetzen kannst und Menschen dich und deine Arbeit schätzen. Du bist offenbar am richtigen Platz angekommen.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg!
Alles Liebe
Anna
Franziska Lange (Montag, 05 Februar 2018 21:15)
Liebe Anna,
danke!! :)
Deine Inputs haben auch des öfteren für neuen Schwung gesorgt und ich hoffe, sie begleiten mich noch einige Zeit!
Herzliche Grüße
Franziska