
Heute beginne ich meinen Text aus anderen Gründen, als üblich. Nicht, weil ich denke, ich könnte euch etwas Schönes und lehrreiches erzählen, sondern weil mich tief in mir drin etwas bewegt und diese Worte ganz gerne an die Öffentlichkeit möchten.
Der Zauber eines neuen Anfangs...
...und zwar war ich heute bei einer Freundin und bin regelrecht entzückt, wie toll sich ihre Hündin und die Beziehung zwischen den beiden entwickelt hat.
Pubertät, aufgedreht sein, verweigern weiter zu gehen, lieber alle Entscheidungen alleine treffen - das war so der Ausgangspunkt.
Nun bin ich absolut für einen Weg, bei dem sich beide Parteien wohlfühlen und meine Freundin ist eher zögerlich und vorsichtig und war als Ersthundehalterin auch überfordert mit all den Tipps à la "Du musst der Chef sein, du musst dich durchsetzen, zeig ihr, dass das so nicht geht...". Nun war ich heute einfach nur verzückt, was die beiden in wenigen Wochen erreicht haben. Auf ihrem ganz eigenen Weg, der zwar auch ein paar Regeln und Konsequenzen enthält, aber zum Großteil auf Verständnis, gegenseitiger Achtsamkeit und gemeinsamen Erkundungen beruht.
Ein Hund, der freudig mit seinem Frauchen im Kontakt steht und ein Frauchen, das weiß, wie sie diesen Kontakt freundlich herstellen kann.
Kaum noch Gezerre an der Leine (beiderseits 😉), tolle Reaktion auf Ansprache und auch wenn mal was nicht sofort ging, wusste meine Freundin jetzt, wie sie damit umgehen kann...alles sooo toll! Dann gehen wir durch den schönen, grünen Wald, erfreuen uns an dem momentanen Zustand und dann erzählt sie mir, dass sie sich vor den meisten anderen Menschen ja rechtfertigen muss. Der eine erzieht seinen Hund über Rucken an der Leine, als ein Beispiel und dieser sagt: "Ja, dafür kann er aber frei laufen und hat viel mehr Freiheiten.", ein Anderer sagt " das muss doch schneller gehen"...usw...😞
Welche Art der Freiheit ist damit gemeint?
Welche Art von Freiheit hat denn mein Hund, wenn er andauernd Angst haben muss, gleich wieder einen übergebraten zu kriegen??? Wo ist die Empathie dieser sooo tierlieben Menschen? Das sind viele ja wirklich. Sie sagen, sie lieben ihren Hund und wollen nur sein bestes und im nächsten Augenblick steht aber das eigene Denken wieder ganz oben und der Hund hat zu funktionieren.
Wo bleibt denn die Persönlichkeit dieser Hunde? Eingepfercht zwischen Einschüchterungen und Bedrohungen…?
Natürlich ist ein Hund, ein Hund.
Hunde brauchen in unserer Welt eben unsere Führung. Doch bin ich ein guter Führer, nur weil mein Hund zu eingeschüchtert ist, das zu tun, was eigentlich seiner Persönlichkeit entsprechen würde? Er stattdessen jeden Befehl schleunigst ausführt, um bloß nicht wieder negativ aufzufallen...
Würdet ihr gerne so euer Leben bestreiten? Viele tun genau das tagein tagaus, weil auch die Vorgesetzten in den Unternehmen selten echte Führungsqualitäten besitzen oder der Partner, die Eltern (...) einen gewissen Druck ausüben.
Wem geht es wirklich gut damit?
Oft sind es auch genau diese Menschen, die dann sagen "der Hund muss aber". Weil sie vielleicht selber immer müssen, obwohl sie eigentlich gerne etwas anderes tun würden.
Manche Menschen kennen vielleicht auch einfach keinen anderen Weg. Viele von uns, vor allem die, die mit Hunden groß geworden sind, kennen den Umgang noch aus Kindertagen und da mussten alle in der Spur laufen, sonst gab es was „hinter die Löffel“.
Wenn du es dir aussuchen könntest?
Mit welchem Umgang kannst du dich am ehesten identifizieren und diesen somit auch authentisch umsetzen? Schaue weiterhin rechts und links und sei offen für die Dinge, die dir begegnen. Wäge sie ab und setze sie ein oder lasse sie liegen.
Aber eines wünschen wir uns doch alle: leben und leben lassen.
Wir alle sind so verschieden und haben so unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche, denkt daran auch bei euren alltäglichen Begegnungen. Wir alle können voneinander und miteinander lernen, auch wenn es auf den ersten Blick für euch nicht so scheint.
Was konnte meine Freundin denn jetzt für sich daraus mitnehmen und lernen? Genau. Sie ist auf ihrem Weg, mit ihrer Hündin. Jemand anderes kann sich seine eigene Meinung dazu bilden, Sie ist sich jetzt sicher, dass sie es auf ihre Art macht, weil etwas anderes auf Dauer auch nur gespielt ist und wie wir wissen, durchschauen unsere Hunde das als Erstes.
Chapeau, meine Liebe! Dass du so gut für dich und für deine Hündin sorgst.
Weiter so!
Du möchtest auch auf deine Art und Weise mit deinem Hund zusammen durch’s Leben gehen, suchst dafür Unterstützung und kannst aber die Standardfloskeln nicht mehr hören? Dann melde dich gerne über die Kontaktmöglichkeiten unter www.vias-ad-canem.de bei mir.
Ich freue mich auf euch und eure Geschichte, Franziska
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Rosi Mania (Sonntag, 06 Mai 2018 19:35)
Liebe Franziska, was für ein wertvoller Beitrag, dankeschön, das habe ich mit meinem Hund auch erlebt, sie bellte alles und jeden an auf den Gassi Gängen, aufgrund ihrer Erfahrungen aus ihrer Welpenzeit, da sagten mir auch einige Menschen...mitunter sogar ein Tiertrainer...ich soll meinem Hund mal ordentlich Leinendruck geben, in 3 Wochen hätte mein Hund das kapiert. Habe ich natürlich nicht gemacht, habe andere Wege gefunden, die sanften, auch von dir liebe Franziska. Vielen herzlichen Dank für deine sanften und hilfreichen Tipps. Mein Hund ist ruhiger geworden, bellt dennoch immer mal wieder,es ist besser geworden, ich mache weiter mit Vertrauen und Liebe und Verständnis für meinen Hund .
Tanja von der Bey (Montag, 12 November 2018 08:25)
Liebe Franziska, Dein Beitrag und vor allem Deine Art dem Menschen zu zeigen, was der Hund einem sagen möchte, ist einfach wundervoll.
So ein Training habe ich mir gewünscht, aber nicht im Traum dran gedacht, dass so etwas angeboten wird. Vielen lieben Dank!
Pina und ich sind so froh, Dich gefunden zu haben. Wir freuen uns auf weitere Traininingseinheiten mit Dir.